Thomas Kling

Thomas Kling Poems

of course everything's wet through; slick
with wetness, from all the showings, from the
talk about farness, so to speak, a voice
...

night watch, cometess! old snow!
in the middle of the night, in summer, hissing,
light spittle trails, volley of a
blue-gleaming bolide! as if by wire
...

gazelles, gazelle-
skin, as if well-worn. on it
image writing, and on goat vellum
and on sheepskin; of thumbnail format
...

1
endless telephone calls and clay;
at which appear ('where, at what please? ')
the in
...

landscape with patches.
a landscape with patches of cherry. a self
propagating landscape with ranges of hills.
one in which a royal alcoholic has his
...

1

dead land, an algorhythmic wind
and everything as if coated in breadcrumbs.
...

where even in posted areas
the censors babbled.

tall granite masses.
...

the peak ahead, the slope behind me,
yet she is what I always see. wind

wounds that will not heal. protruding
...

gaze at the mountains' mirror: are those the heights?
graphic provençal, trickling graphite. rub

some off. the plunge of lead into paper?
...

this hair is snow-white, this hair
is black, growing again at the root.

we became liquid. eventually we were
liquidated. so we drifted off, bees
...

es ist natürlich alles völlig naß; glätte von
nässe, von den ganzn zeigereien. von der
rede von fernigem, sozusagn. eine stimm-
schur vorgestoßener süße, in der unsere na-
men ausgesprochn werdn. haarwust, brauen-
verwüstung. unter dem schattn, deinem schattn,
den ich mit meinem gesicht (name) unterscheide;
nasses haar von der hand, gerangel in den atem-
ordnungen.
augn und augnhöhlen. zeige,
zeig mir, während di montagejungens draußn
ihre elementa-bleche zu installieren suchn.
geschepper, gezittertes zimmer; unsere stimmen,
körper dringn auf einander ein. lichte fleckn. blick-
lake.
in nässe zungnredn, eindringlicher gesang. das
is doch nich zu laut oder? goldlack-der-frühe der
übers lager wandert, eine wüste der gaumen, ein getrenn
der grenzn von den körpern der stimmen. dazu einiges
ausm ghettoblaster, sprecherin und gesang, das wechselt
im nassn sich ab.
stimmschur, süße!
der frühling: kadaver, lacktabelle im licht, deine haare, stern,
(beatmung), sind wi eine herde ziegn (zeigeherd), di auf dem
berge glatt geschoren!, das muß man sich, gezeigt, vor augn
haltn und erlaubn. lacktabelle, timetable-der-körper! natürlich,
eine rose ist natürlich: rosen.
helles schattnzeug
der stimmen, es regnet jetzt, getriefe, goldlack (wi gesacht) der
frühe, so redn wir. das licht jetzt, deiner augn,
wie ein ritz im granatapfel
...

nachtwacht, kometin!, alter schnee!
zur nachtmitte, sommers, gezische.
lichtspeichelfährten, bollen eines
blauaufscheinendn bollids! wi-am-
schnürchn vorüberknickernde leucht-
spuren: seltener anblick, so eine
milchstraße, screen ächter tiefnwir-
kung. hinpfeilen; ein vorüberhechtn,
und, weites zurücklassn, streifiges
stehnbleibn, um zu verschwindn. wie-
der einer oder eine, schon verschwun-
dn. grad so hirschnsprung von hier,
gepfeif, "wie von nüstern". also, daß
son pünktchn, geschwänztes, rüber-
pfauchndes pünktchn., der eine weile
(zeitnüster) stehenbleibt; und wieder
einer. kleiner. total besser als . . . ,
sagtn di altn nich: kolossal? der hoch-
getürmte weiße striem. ein fädnziehen.
durchzischter schnee. ohrlose wir,
weißäugig unter der decke.
...

gazellen. gazellen-
haut, wi abgegriffn. darauf
schriftbilder, und auf ziegnhaut
und auf häutn von schafn; von
nagelgröße zehntausnd übrig-
gebliebene stückchn. wi si drüber
knien! etwa blindflug in den palimpsest-
wust. tierhautinschriftn, behaucht, welche
flüssigkeit. "südfrucht", gehauche,
"südfrüchte!", ins äuge springnde,
beidseitig, stellen. ATEMANSTALT
(erschlossn). da

hat es uns nach uns verlangt.
...

1
endlostelefonate & lehm;
woran schei ("wo?, woran bitte?")
di mo
mente di aufnahmen, di pralleren albn: o
vale photographien, apgefrühstükktn myrthn;
begrenzungn, uneingesehene zungn ("nie gelernt"),
gestopfter spül/be-för-derunk na klar, im an
sazz verschwindet das, ist schon verschwundn he-
rztattoo urlaupsmunition AUSZEHRUN' wg. SCHRAN-
KWANT, SCHLAFZIMMERHUND NEUM TEPPICHBODN (hier
fastzitat: "sehnsi di fototapete, breitwantschul-
dn sehn sie sich das an . . ."): WORAN SCHEITERT MANDN


2
effi bekompt von ihrn mann l spülmaschine, elektr.
dosnöffner, bodystockings (= >neumieder<) und worte;
e. als (wider)wortmaschine, dida sagt sehnsuchtsehnsucht
zu sich; effi macht sich zum abreißkalender, dabei
füllt sichs familienalbum (...) JETZT,
BLAUSTICHIG, UNFOTOGRAFIERT:
"di mir gleich so
sonderbar aussahn weilsi strip pe hattn und drei- o
der 4mal umwikkelt u. dann eingeknotet und keine schlei
fe di sahn ja schon ganz gelb aus"


3
tablettnaugn, dazwischn grillabende o. ä. (zäheste dias),
das schnurrt nur so runter GEBUZTAGE, FILMRISSE, auch
etwas das sich häuft ER (zu nem freund): WORAN SCHEI-
TERT MAN DENN IM LEHM FRAGEZEICHN ÜBERHAUPT IMMER NUR AN
DER WÄRME
...

landschaft mit flecken,
eine landschaft mit kirschflecken, eine
sich mehrende landschaft mit hügelketten.
eine in der ein alkoholiker-könig seinen
leibkoch an den bratspieß stecken läßt,
eine in der hussiten umkommen.
eine böhmische in der calixtiden ("?")
und taboriten ("??") sich abschlachten.

landschaft mit kirschflecken.
eine in der hirsche bäume und wespen
umfallen. über die ketten unter knir-
schendem mond gehn. eine in der ein ober-
besazzer an stofffezzn in der milzz
schdirpt. flekkn. und, flekkn, eine über
die kettn unter knirschndm mont gehn. und
eine landschaft in der es wieder gehn wird.
...

1

toter trakt, ein algorhythmus-wind.
und alles wie paniert.

in tätigkeit
stetig das loopende auge.


2

ein loop kann eine
schraube oder lupe sein;
die schraube schraubt
sich aus dem off

direkt in dies


3

hinein, in diese zungen-, in
manhattan-zeugenschrift. alles aus
alles so gut wie aus

erster aus geloopter hand


4

die zungnmitschrift also:
blanke listen.
auszug:

schwert aus licht
rache-psalm-partikel
lichtsure niedrig und

saßen alle fest -
palms auf autoheck:
septemberdatum dies
das gegebene,
dies ist die signatur
von der geschichte;
verwehte wehende unverwehte
loopende wie hingeloopte

augn-zerrschrift


5

von augen ja!

die augen voller tätigkeit so
saßen wir im hohen ofen fest

im kopf im kopf


6

konnten nicht weiter und saßen fünf
die lagen auf mir drauf ich ruf wieder an
kam auch schon die

decke

runter


7

wir lagen an den wassern des hudson
und weineten lichtsure niedrig; aus-

geschlossen es sprechen. null-
sichten, hatten nullsicht


8

. . . und siedelten in der luft


9

licht ging weg nur noch krach
und siedelten so in der luft
wir auf einer insel

unverweht

und allein


10

als kurzes mehl


11

ein kurzes mehl, dann, unterm profil, darin die zeugenvorschrift,
der vorname, und der gelegentlich fotografierte wird ein engel
genannt; ein luftsiedler; stylitinnen - wie hier steht. eine äugende
(glimmende), eine geloopte schrift. in die passant ein helfer oder
retter sogenannter augenzeuge nur so ebenhin, vorübergehend -
laufsteg eher - DAS DATUM eingegeben hat; auf autoheck die
zahlenreihe: DAS GESCHICHTSBILD MANHATTANS TO-
TER TRAKT


12

das tanzt - partikeltanz - vor diesen
glimmenden geloopten augen


13

ACH der stumme finger ist der pilger, der vorüberhastet, der sich einzuschreiben
weiß ins leise lack-zerkratzen, ins todten mehl, ach! in dies totnmehl hinein.


14

nothelfer


15

neue krytographie. listen.
nachbildbeschleunigung.

flügel sichtbar und
spürbar der flügelgeschraubte kopf;
und zwar partikelkopf: das limbische system
schlägt zu; memoria-maschinchen angefacht.

ihr unglücklichen augen


16

lichtsure niedrig,
niedrig preussag und münchner rück


17

es geht der wind übers gelände. gepfählter granit. die loopende,
partikel. oder zungen, die in schlünde sinken in erstickter
schlucht. um einfach auszuruhen; um augen zu spülen; die
wäsche zu wechseln; überhaupt die wohnung zu betreten,
wieder. endlich.


18

dies alles mundraum


19

stylitenwald

sinkt und sinkt auf viele
schultern, daumendick.


20

dies bittere mehl, darüber wind geht,
leiser algorhythmen-wind

der wind von
manhattan


21

ach! vom hudson wehend

kommt der wind
...

wo in angesagter umgebun'
di zensur ihr sprudeln begann.

zentralgranitmassn.
geselchter schnee. nichts

wußte ich, zweiundsiebzig,
von einem haus edelweiß wo

mattkaiserschrunde oder ocker-
gestimmte, oder sonstwi-erinnerun':

"sprich deutlicher"
in karlovy vary

. . . di (mittags?)sonne, geschwächt,
in spiegeln mitgeteilt wurd; wo

der becherovka in geschliffenen
gläsern und rede auf di marmor-

helligkeit knallte, karlsbad-sounds:
"o sprich deutlicher" in geselchtm

schnee, und "jedes hauptwort ein
rundreisebillet." SERNER

der ging von prag aus
gemeinsam ins gas.
...

aber der kuppe weithinsichtbarkeit!
fast immer ist sie im äuge mir. Wind-

wunde. di sich nicht schließt, krumm
holz, kriechholz, kargn flors abbiß,

wo über spitzign schöner, dornicht
im gegnmistral . . . wi er brieflich ver

sichert. gleich zwei hubschrauber,
schwarz, keine brief-perspektive,

eng zirkelnd überm karrée. rotoren
geschrapp; in zackn flucht der

mauersegler. di schrillend unter
tauchn in kurzgehaltner, dekapi

tierter luft. luft!, steigeisn der atem!
mittag der ausdünnt. dann ferne.
...

in den bergspiegel blickn; ist das di höhe?
grafi, provencalisch, graphitgeriesel. ab

rieb. das stürze, als höhenblei, sich ins papier?
in geredete, und wieder: geredete rede? das

gesicht ist di peilwand. der peilzwang. di
stimme, bezwungn und scheppernd, im kni

rschn rieselndn wohllauts, gebootlegtes
zungnzeug, wenn das raubzeug, wenn listn

von gedächtnisprotokollen sich vorbei
schiem: abrieb, abschliff. aus vorschrift

licher kindheit; aus blau durchklackerndn
dias. krustige lippe, scharfkrustige stylitn

lippe. kothand di weist stracks ins gesicht.
...

dies ist schneeblond, dies ist
das blau, das in den achsein nachwächst.

da wurdn wir flüssig. schließlich ver
flüssigtn wir uns. so sankn hin, gerettete

bienen, wir, im morgnlicht schimmernder honig.
ein götteropfer, anrufung, speise der totn.

wi deine stimme sich öffnete!, tiefebene erhellt
im schwarzlicht der sonnenblume, in was mündn wir

einstrahlungn, ohneschlaf, honig. wort und ver
flüssigungn: di gier ist es, herzgier, nach vielem.
...

Thomas Kling Biography

Thomas Kling was a German poet. Thomas Kling was born in Bingen am Rhein, grew up in Hilden and went to school in Düsseldorf. He studied philology in Cologne, Düsseldorf and Vienna and lived in Finland for a certain period. Since 1983 he presented his poems on public performances – first in Vienna, than in the Rhineland. Later he performed together with the jazz percussionist Frank Köllges. Kling lived with his wife Ute Langanky, a painter, on the museum area of Hombroich (a former rocket station) near Neuss. In 2005 he died in Dormagen of lung cancer. He was buried in Neuss-Holzheim. Thomas Kling was an important poet in contemporary German literature. He was influenced by authors like Friederike Mayröcker, Ernst Jandl, Paul Celan, Hans Carl Artmann and Konrad Bayer. The structure and the layout of his poems were often dominated by the needs of his performances. He was member of the German PEN-centre and of the Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (German Academy for Language and Poetry).)

The Best Poem Of Thomas Kling

Voice Fleece

of course everything's wet through; slick
with wetness, from all the showings, from the
talk about farness, so to speak, a voice
fleece of advanced sweetness, in which our na-
mes are spoken, turmoil hair, ravaging
of brows, under the shadow, your shadow,
which I distinguish with my face (name):
wet hair off the hand, wrangling in the ordinances
of breath.
eyes and eye sockets. show,
show me, while the fitter guys outside
try to install their all-weather cladding.
tinkling, trembling room; our voices,
bodies thrust against each other. patches of light. gaze-
sheet.
in wetness talking in tongues, assertive song, that
's not too loud, is it? morning's gold lacquer which
wanders over the encampment, a waste of palates, a shed
of the borders of the bodies of the voices. with that something
from the ghetto-blaster, announcer and song, exchanging
in the wet.
voice fleece, my sweetness!
the spring: cadaver, lacquer tablet in the light, your hair, my star,
(inhale), is like a herd of goats (snare for dials), shorn smooth
on the mountain!, one has to, shown, keep it in front of one's
eyes and allow it. lacquer tablet, timetable of bodies! of course,
a rose is natural: roses.
bright shadow-stuff
of voices, now it's raining, dripping, gold lacquer (as we said) of the
morning, so we say. the light now, of your eyes,
like a split in the pomegranate.

Translation Andrew Duncan

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