Insomnia Poem by Wolfgang Steinmann

Insomnia

Rating: 4.5

Jetzt kannst du hören, was das Haus sagt.
Leitungen gurgeln, das Wasser fliesst im Dunkeln,
die belasteten Wände biegen sich mit Stöhnen,
Stimmen mehren sich in einem unendlichen Dröhnen
von nichtigem Lärm, den Familien so machen;
taub ist dein Ohr, ein Geschenk vieler Jahre.

Jetzt aber musst du die Schulden begleichen,
alles wofür du in den Jahren geschuftet,
das Murmeln des Grundstücks, verschlissene Farben,
und was sich bewegt, wird rostig und steif;
schlaflos wälzst du dich in den Kissen,
denkst an Gestalten, die dir immer so fremd.

Wie viel du bis heute niemals gehört hast!
Das Hissen des Ofens, das Knirschen der Dielen,
die ständige Mahnung der Uhr auf dem Flur,
sie zählt die Minuten, die keiner bemerkt.
So schrecklich die Klarheit dieses Momentes,
die Erkenntnis so nutzlos, das Dunkel so gross.

(nach Dana Gioia: Insomnia)

This is a translation of the poem Insomnia by Dana Gioia
Thursday, July 14, 2016
Topic(s) of this poem: memories
COMMENTS OF THE POEM
READ THIS POEM IN OTHER LANGUAGES
Close
Error Success