Guinevere Poem by Wolfgang Steinmann

Guinevere

Ich war einst Königin... verloren meine Krone...
Gemahlin war ich, brach doch mein Versprechen;
Geliebte einst, bracht' ich dem Liebsten Harm: -
Kein Unheil mehr bleibt mir zu tun.

Vor wenigen Monden war ich Königin,
Und Mütter brachten mir ihr Kind zum Kuss
Wenn ich durch Camelot am Morgen ritt.
So froh die Frauen und so froh die Welt.

Ruht heute noch ein helles Aug' auf mir?
So schön wie gestern bin ich noch, und doch,
Welch Kind säh' heut' in mir die Strahlende,
In Gold und Seide, einem Engel gleich?

Verworfen von der Welt so bin ich doch
Dieselbe Königin, die sie geliebt.
Das Wasser, silbern rieselnd über'n Stein,
Wird trübe von des Rosses Huf, doch bald
Ist's wieder klar und stillt der Menschen Durst.
Nicht so mit mir, mein Makel hängt mir an.

Ich war die Rose in der Wildernis,
Die Menschen sahen mich und waren froh,
Und sangen laut mein Lob und priesen mich;
Und wollten nur, dass ich für ihre Blicke
Mich schön und liebenswert und edel trage;
Es hätte wahrlich nur geringe Müh' gebraucht,
Hätt' ich sie so mein Leben lang erfreut.

War Königstochter, selber Königin,
Doch war die Krone mir im Haar nicht schwer;
Sie stand mir rechtens zu, war Teil von mir.
Von Frauen hoch verehrt, geschätzt vom Volk;
Sie knieten nieder, küssten mir die Hand,
Und beugten tief das Haupt, wenn ich die Hallen
Durchschritt, die ich nie wieder sehen darf.
Was wäre, käm' ich sie zu seh'n heut' Nacht?
Der Wächter vor dem Tor, die Küchenmagd,
Der ärmste Bettler wendeten sich ab...

Und ich, die Königin, müsst' einsam und
Verachtet durch die leeren Hallen schweifen,
Und meine Kammer diente als Versteck
Und schiene mir doch wie ein Grab zugleich;
Die Matten auf dem Estrich voller Staub,
Im Herd das Feuer kalte Asche nur.

War Königin, und er, der mich geliebt,
Macht' mich auf eine Nacht und Tag zur Frau,
Doch bleib' ich nun für immer ungekrönt.
Nicht träumen darf die Königin zur Nacht
Wenn Zauberwerk im dichten Zwielicht webt: -
Mir scheint, dass keine Nacht so Todes gleich,
So rot umleuchtet war im Westen dort,
So durch und durch mit Stille angefüllt,
So sonderlich und klar und lichtumflossen;
Die Bäume ragten in den blassen Himmel,
Wo Venus strahlt wie eine Laterne.

Ich streifte durch ein Blütenmeer allein,
Der Tau lag schwer noch auf dem Blumenbeet,
Und dachte nichts, da hört' ich hinter mir
Auf kiesigem Pfad ein Rascheln, einen Schritt -
Nicht wusst' ich, dass mein Herz sein Kommen ahnt',
Nicht wusst' ich bis zur Stund', dass ich ihn liebt'.
In meiner Brust da fühlt' ich einen Schmerz
So süss, der Garten taumelte und ich...
Da trat er neben mich, hielt mich am Arm,
Mit leichtem Händedruck; mir schwindelte...
Mein Kopf fiel rücklings... Sein Gesicht vor mir...

Jetzt ist es bitter was doch einst so süss,
So viele Lippen trinken diesen Trank.
Hat keiner Mitleid doch mit mir, mit ihm,
Die Liebe hat uns grausam mitgespielt.

This is a translation of the poem Guenevere by Sara Teasdale
Sunday, October 23, 2016
Topic(s) of this poem: love
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