Ein Kind Fragte, Was Ist Gras? Poem by Wolfgang Steinmann

Ein Kind Fragte, Was Ist Gras?

Ein Kind fragte, Was ist Gras?

Ein Kind fragte, Was ist Gras? und sein Hände waren voll davon;
Was hätte ich ihm antworten können? … Ich weiss es doch genauso wenig wie er.

Ich stelle mir vor, dass es der Stoff meiner Veranlagung ist, gesponnen aus grüner Hoffnung.

Oder soll ich es mir als das Schnupftuch des Herrn vorstellen,
Ein wohlriechendes Geschenk und Memento, mit Absicht fallen gelassen,
Der Name des Eigners irgenwo in der Ecke eingestickt, so dass wir es sehen und sagen, Wem gehört es?

Oder soll ich mir vorstellen, das Gras sei selbst ein Kind … ein Zögling der Natur.

Oder soll ich es mir als eine allgemeine Hieroglyphe vorstellen,
Ein Zeichen, dass alles in grossen Gebieten und kleinen Gebieten gleichsam wächst,
Unter Schwarzen genau so wie unter Weissen,
Kanucke, Tuckahoe, Abgeordneter, Schelm, ich geben ihnen so viel, wie sie mir geben.

Und jetzt scheint es mir das wunderschöne, ungeschnittene Haar der Gräber zu sein.

Liebkosend will ich dich nutzen, welliges Gras,
Vielleicht sprosst du auf der Brust junger Männer,
Vielleicht hätte ich sie geliebt, hätte ich sie getroffen;
Vielleicht stammst du von alten Leuten oder Frauen oder von Nachkommen, dem Schoss ihrer Mütter zu früh entrissen
Und jetzt bist du der Mutterschoss.

Dies Gras ist zu dunkel, um von den weissen Köpfen alter Mütter zu kommen,
Dunkler als die verblichenen Bärte alter Männer,
Zu dunkel, um blassen Mundhöhlen entschlüpft zu sein.

Oh, ich bemerke sehr wohl die vielen lallenden Zungen!
Und ich bemerke, dass sie nicht umsonst aus den Mundhöhlen schlüpfen.

Könnte ich doch nur diese Hinweise auf tote Männer und Frauen erklären,
Die Hinweise auf alte Männer und Mütter, und die Nachkommen, dem Schoss ihrer Mütter zu früh entrissen.

Was, glaubst du, ist aus den jungen und alten Männern geworden?
Was, glaubst du, ist aus den Müttern und Kindern geworden?

Sie sind noch am Leben, irgendwo, und gesund;
Beginnendes Wachstum beweist, es gibt keinen Tod,
Und sollte er doch existieren, so brächte er Leben und wartete nicht darauf, es am Ende einzusperren,
Und wäre verschwunden, sobald er erschiene.

Alles geht weiter und mehrt sich … und nichts zerfällt;
Sterben ist nicht so wie wir es uns denken, es ist ein Glück.

(nach: Walt Whitman, A child said, What is the gras?)

This is a translation of the poem A Child Said, What Is The Grass? by Walt Whitman
Saturday, January 10, 2015
Topic(s) of this poem: death
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