Wie Schön Ist Doch Die Erde Noch Poem by Wolfgang Steinmann

Wie Schön Ist Doch Die Erde Noch

Wie schön ist doch die Erde noch
Für dich - voll Frohsinn und voll Freud';
Wie frei von dem gestrengen Joch
Des Lebens, frei von Müh' und Leid;
Wie ist der Lenz dir ein ewiges Fest,
Wie schnell der Sommer vergessen lässt
Dezembers Kälte und Klage!
Warum machst du dir die Jugend zur Last,
Einen Schatz, den du lang' schon verloren hast,
Da du im Zenith deiner Tage.

Jene, die einst dir Freundschaft gewährten,
Im Alter dir gleich und treue Gefährten,
Sahen sie nicht wie Tränen verzehrten
Den Morgen, und Alltag sie beute?
Oh, wären sie frisch und jung doch gestorben,
Eh' ihre Seelen verdorrt und verdorben,
Sklaven sie all', von Begierden umworben,
Schwache und leichte Beute.

‘Ich hoffte, da die anderen träumten
Und, Traum erfüllt, ihr Glück versäumten,
Wie Kinder hoffen bang hienieden,
So sucht' ich Heil, so freut' mich Frieden.

‘Bald kam zur Hilfe mir ein Wort:
Wer immer strebt, lebt immerfort!
Was immer uns auf Erden freut
Vergehet bald, ist bald gereut -

‘So blieb ich fern vom Weltenlauf
Mit seinem wilden Wahn,
Mit stetem Auge sah ich drauf
Weit weg zu steh'n von dem Gerauf'
Sah Wellen wirbeln Sand zuhauf
In den Ozean -

‘Meines Strebens Halt ich fand
An der Ewigkeiten Strand;
Niemals liess mein Geist mir Ruh'
Sucht' nach Wahrheit immerzu.

‘Hoffnung ist der Zauber jetzt,
Der mein reifes Aug' ergötzt,
All die Wunder der Natur -
Seelen ängstlich, Seelen pur -

‘Hoffnung wärmet meine Kühle,
Die für andere ich fühle,
Macht mich standfest im Gewühle,
Dass ich trage, was sein muss.

‘Tröster, der mir Stärke gab,
Dass ich trag' mein dunkles Grab?
Wenn ich hör' der Hippe Schlag,
Ich auf dich wohl bauen mag?

Ist das Heute wohl auch schlimmer,
Glüht mein Herz in goldenem Glimmer:
Stark in dir, so hofft es immer
Auf die ewige Erlösung!


(2. Juni 1845)

(Charlotte Brontë schrieb die folgende Randnotiz in das Manuskript: ‘Besseres hat niemand je geschrieben! ')

This is a translation of the poem How Beautiful The Earth Is Still by Emily Jane Brontë
Sunday, July 31, 2016
Topic(s) of this poem: hope,life and death,longing
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