Die Schlafende Laura Poem by Gotthold Ephraim Lessing

Die Schlafende Laura



Nachlaessig hingestreckt,
Die Brust mit Flor bedeckt,
Der jedem Lueftchen wich,
Das saeuselnd ihn durchstrich,
Liess unter jenen Linden
Mein Glueck mich Lauren finden.
Sie schlief und weit und breit
Schlug jede Blum ihr Haupt zur Erden,
Aus missvergnuegter Traurigkeit,
Von Lauren nicht gesehn zu werden.
Sie schlief, und weit und breit
Erschallten keine Nachtigallen,
Aus weiser Furchtsamkeit,
Ihr minder zu gefallen,
Als ihr der Schlaf gefiel,
Als ihr der Traum gefiel,
Den sie vielleicht itzt traeumte,
Von dem, ich hoff' es, traeumte,
Der staunend bei ihr stand,
Und viel zu viel empfand,
Um deutlich zu empfinden,
Um noch es zu empfinden,
Wie viel er da empfand.
Ich liess mich sanfte nieder,
Ich segnete, ich kuesste sie,
Ich segnete, und kuesste wieder:
Und schnell erwachte sie,
Schnell taten sich die Augen auf.
Die Augen?--nein, der Himmel tat sich auf.

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