Ich bin Wasser Poem by Fatima Naoot

Ich bin Wasser

„Du bist Wasser,
weil du, meine Kleine,
von Hapi abstammst",
sagte die Alte, die Muscheln befragt
auf den Sand.
„Deshalb
soll ein Töpfer
mit irdenen Fingern
dich erschaffen
aus Ton
zartgelb wie Wein,
dir eine Taille formen,
zierlich wie der Stängel einer Blume,
eine Brust,
die sich offenbart wie ein edler Teppich,
dass sich Wildtauben und Wachteln auf ihr niederlassen,
dir rotes Manna
und dunkle Brotkrumen aus der Hand picken.
Er schenkt dir ein Paar Beine, lang,
wie für den schnellen Achilles bestimmt,
zeichnet dir schmale Lippen,
die sanft lodernd Gedichte sprechen,
graviert dir zwei leuchtende
immer staunende
und freudestrahlende Augen ein,
setzt Kirschen und Weintrauben
an dem geheimen Quell des Schmerzes.

Am Ende
legt er eine weiße Wolke über den feuchten Körper,
bis der Ton trocknet.
Er lehnt kurz an einen Felsen,
tritt dann an das Salzmeer,
entnimmt ein türkisfarbenes Band
und bändigt dein widerspenstiges Lockenhaar,
das in die Ferne aufzubrechen weiß,
den Weg zurück aber noch nicht kennt.

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