Trauer Macht Undankbar Poem by Wolfgang Steinmann

Trauer Macht Undankbar

Als der Morgen kam ging ‘siea' fort.
Mein Verstand suchte mich zu trösten -
„Alles ist ‘Maya'."
Zornig erdwiderte ich:
„Sie diesen Nähkasten auf dem Tisch, diesen Blumentopf auf dem Balkon, ihren handbemalten Fächer auf dem Bett -
Das ist die Wirklichkeit."

Mein Verstand sagte: „Wie wahr, doch bedenke..."
Ich fuhr fort: „Hör' auf!
Sieh hier das Buch; etwa in der Mitte findest du eine Haarnadel, die anzeigt, dass der Rest noch ungelesen ist;
wenn all dies ‘Maya' ist,
warum sollte ‘siea' weniger wirklich sein? "

Mein Verstand schweigt.
Ein Freund kommt und sagt:
„Was gut ist ist wirklich, es kann niemals nichts sein; alle Welt liebt und bewahrt es; es ist ihre Schatztruhe, ihr kostbares Juwel in einem Halsschmuck."

Ich erwiderte zornig: „Wie willst du das wissen? "
Ist ein Körper nicht gut? Wohin ist der Körper verschwunden? "

Wie ein kleines Kind, das im Zorn seine Mutter schlägt, begann ich alles in dieser Welt, das mir Halt gab, zu zertrümmern.
Und dabei schrie ich: „Die Welt ist trügerisch.

Plötzlich hielt ich inne.
Es schien als habe mich jemand gemahnt: „Du - undankbar! "

Durch das Geäst des Tamariskenbaums vor meinem Fenster sah ich die Sichel des Mondes.
Als lächelte die liebe Verblichene und spielte Versteck mit mir.

Aus den Tiefen der Dunkelheit mit ihren unzähligen Sternen kam die Ermahnung:
„Lasse ich dich mich fassen, so nennst du es Täuschung, doch bleibe ich im Verborgenen,
warum bestehst du in deinem Glauben an mich mit solcher Beharrlichkeit?

(nach Rabindranath Tagore: Ungrateful Sorrow)

This is a translation of the poem Ungrateful Sorrow by Rabindranath Tagore
Thursday, May 26, 2016
Topic(s) of this poem: death of a friend,love,struggle
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