Lehre Poem by Wolfgang Steinmann

Lehre

Sieben Jahre alt,
beim Onkel abgesetzt
und dann war das Geld verschwunden.
Drei Tage in einem Zimmer eingesperrt, verprügelt.
Goldene Kreise von Pfennigen, im Herd geröstet
mit Greifern gefasst
glänzen auf der Kinderhaut,
und sie schreit und schreit.
Diese runden, weissen Narben
selbst heute noch sichtbar
pigmentlos
völlig farblos
mit einem Nachglanz von Glut.

Diese Geschichte erzählt,
verbrennst du dich am Bügeleisen,
eigene Schuld,
Strafe dafür, das Schweigen gebrochen zu haben.

Du liefst auf den Balkon und sie zogen dich wieder herein.
Du wolltest sie anspucken und beschimpfen, die Soldaten,
sie sollten aufhören, den alten Mann in der Strasse zu schlagen.
„Hör auf, ” sagte sie, dich zurückhaltend, die Mutter.
„Hör auf! Du must lernen ruhig zu sein! ”
Lerne, niemand zu sein.
Lerne, die weisse Wand zu sein,
die weder Gesicht noch Zunge hat.

(nach Peter Boyle: Education)

This is a translation of the poem Education by Peter Boyle
Thursday, June 11, 2015
Topic(s) of this poem: power,trauma
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