Die Ungeborenen Poem by Wolfgang Steinmann

Die Ungeborenen

Manchmal kann ich sie fast sehen, unseren Kopf umschwirrend
Wie Mücken die Strassenlaterne im Sommer,
Die Kinder, die wir haben könnten,
Ihre leuchtenden Schatten.

Manchmal fühle ich es, sie warten, dösend
In irgendeinem Vorzimmer - Diener, halb-
Wartend auf die Klingel.

Manchmal sehe ich sie wie Liebesbriefe vor mir liegen
Gestempelt 'Unzustellbar'

Und manchmal, wie heute Nacht, fühle ich nur eines
Von ihnen, eine verschwommene, schwarze Vision,
Am Rande der Klippen hoch über dem Meer stehend,
Die Arme verzweifelt ausgestreckt
Ins Dunkel nach mir.

(nach Sharon Olds: The Unborn)

This is a translation of the poem The Unborn by Sharon Olds
Saturday, November 29, 2014
Topic(s) of this poem: grief
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