Die Oma Als Spionin Poem by Herbert Nehrlich

Die Oma Als Spionin

Dass ich das noch erleben darf!
Sie sitzt und gruebelt, 's gibt Probleme.
Ihr Hirn, das war schon immer scharf,
fragt wie man es in Angriff nehme.

Jahrzehnte schon gibt's Datenschutz,
der schlichte Buerger darf nichts wissen,
doch uns're Mutter macht, mit Trutz
und viel Geschick, auch hochbeflissen

ein Spielchen. Diplomatisch klingt's,
hat weder Sorgen noch Bedenken,
sie fragt sich nicht: Warum? Was bringt's,
weiss dass Beamte nichts verschenken.

Die haben Sturheit schon im Blut
und scheren sich nicht an Misere,
sie beugen sich auch keiner Wut
und gaehnen lamgsam in die Leere.

Geheime Akten sind verschlossen
auch wenn die Not am groessten ist,
der deutsche Michel muss, verdrossen,
den Rueckzug machen. So ein Mist.

Da sitzen sie, die Buerokraten,
und schmunzeln ob der grossen Macht.
Wir Sterblichen, wir koennen raten,
die Staatsmaschinerie, die lacht.

Doch niemand wuerde je erwarten
dass eine Dame hoeh'ern Alters,
beim Blick auf diesen stolzen, harten
Tresor und den des Herrn Verwalters

Gedanken pflegt, die wie Lianen
sich um den Gegner heimlich winden,
sie redet, darf er doch nichts ahnen
und keinen Grund zur Vorsicht finden.

So wickelt sie, geschickt und leise,
Experten ein um zu erfahren
auf unkonventionelle Weise
was Staatsgeheimnisse einst waren.

Und diese kognitive Ader
ist ihr nicht auf's Gesicht geschrieben.
Zwar wusste davon unser Vader
doch sonst ist es uns fremd geblieben.

So hat sie nun, in aller Kuerze
schon dreimal ihre Kunst bewiesen.
Das bringt in diese Sache Wuerze:
Ein David gegen Goliathriesen.

Drum haben wir sie nominiert,
fuer 'ne Medaille mit Urkunde.
Welchselbige nun deklariert,
dass aus der lieben Mutter's Munde

viel Logik kommt und das beruht
auf einem Qualitaetsgehirn.
Ob mit, (doch meistens ohne) Hut,
sie bietet jedem ihre Stirn.

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